Deutschland geht die Wände hoch!
Körperspannung vom Zeigefinger bis zum kleinen Zeh
Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Mensch „vom Baum gestiegen“ ist, und jedes gesunde Kind will da auch gleich wieder rauf. Dass sich der natürliche Klettertrieb in den vergangenen Jahren aber immer mehr zu einem generationsübergreifenden Breitensport entwickelt hat, hängt vor allem mit dem Boom künstlicher Kletteranlagen zusammen. Im Gegensatz zum alpinen Klettern wird dort nicht viel mehr benötigt als ein Mindestmaß an Sportlichkeit, ein Gurt, ein Seil, Kletterschuhe sowie Grundkenntnisse der Sicherungstechnik. Die bekommt man in jeder Kletteranlage vermittelt, die Ausrüstung kann ausgeliehen werden.
Wer sich nur einmal am Limit bewegt und den ersten Höhenrausch erlebt hat, den treibt der unbändige Wille, immer wieder, an die eigenen physischen und psychischen Grenzen zu gehen und diese zu durchbrechen. Klettern belohnt den Sportler mit kleinen und großen Erfolgserlebnissen: Jede gemeisterte Schwierigkeit, jeder dazugewonnene Meter zeigt den eigenen Fortschritt an und gibt neue Motivation.
Doch die Faszination des Kletterns liegt auch in der enormen Konzentration, den akrobatischen Bewegungen und der Beanspruchung zahlreicher Muskelgruppen – insbesondere der Finger- und Handmuskulatur, der Arm- und Beinmuskulatur, aber auch der Rumpfmuskulatur. Das ist dann auch der Grund, warum Klettern in der Sporttherapie und im Reha-Bereich eine immer größere Rolle spielt. Doch Klettern ist darüber hinaus ein Sport, bei dem gezielt Konzentration und Ausdauer geschult werden, was sich außerordentlich positiv auf die Persönlichkeitsbildung und das Selbstbewusstsein auswirkt. Das gegenseitige Absichern während des Kletterns stärkt zudem Teamfähigkeit und Verantwortungsgefühl.
Besonders erfreulich: Wenn alle Sicherungsregeln eingehalten werden, ist das Verletzungsrisiko beim Hallenklettern vergleichsweise gering. Beschwerden entstehen meist aufgrund ungenügender Vorbereitung oder Überlastung. Insofern gilt hier,wie bei jedem anderen Sport auch: Weniger ist für Anfänger mehr, und erst die Übung macht den Meister.
Eventuelle Alarmsignale des Körpers, wie z.B. plötzlich auftretende Schmerzen, Muskelkrämpfe oder Anzeichen von Erschöpfung sind unbedingt ernst zu nehmen. Einseitige Belastungen sollten genauso vermieden werden wie das Schnappen oder Springen nach Griffen oder Einfingerlöchern. In den meisten Kletteranlagen lehren geschulte Trainer außerdem die richtigen Aufwärm- und Lockerungsübungen.
Und auch das ist wichtig: Menschen mit Vorerkrankungen der Knochen, Gelenke oder Muskeln sollten sich vorab von einem Sporttherapeuten oder einem Arzt beraten lassen. Dann steht einem steilen Aufstieg im Klettersport nichts mehr im Wege.
(Foto: iStockphoto.com|shironosov)